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25.05.2016
Quo vadis Lange Straße?

„Auf halbem Weg stehengeblieben“ - unter diesem Motto fasst der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Bamberg die jüngsten Beschlüsse des Umweltsenats bezüglich der Langen Straße zusammen.

Die neuesten Planungen der Stadtverwaltung sehen vor, dass der Radverkehr in der Langen Straße vom Schönleinsplatz Richtung Obstmarkt im gesamten Verlauf auf einer vier Meter breiten Fahrbahn gemeinsam mit dem Auto- und Linienbusverkehr in einem sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 als Höchstgeschwindigkeit geführt werden soll. In Gegenrichtung wird sich für den Radverkehr leider nichts verbessern.

Zwar ist es durchaus positiv, dass durch die Umgestaltung der Langen Straße das seit über einem Jahr bestehende und für viele Radler als sehr unbefriedigend empfundene Provisorium mit der Engstelle an der Einmündung Hellerstraße durch eine stetige und geradlinige Führung des gesamten Verkehrs ersetzt und das Tempo auf 20 km/h begrenzt wird. Der Radverkehr soll vom Schönleinsplatz an zunächst über einen Schutzstreifen und dann auf der Fahrbahn geführt werden. Jedoch wird diese mit vier Metern Breite jedoch sehr knapp bemessen sein, sodass ein legales Überholen von Radfahrern durch Kraftfahrzeuge mit dem notwendigen 1,50m Seitenabstand bei heute üblichen KfZ-Breiten nicht möglich sein wird. Deshalb wird der ADFC allen Radlern empfehlen, nach dem Umbau selbstbewusst in der Mitte der Fahrbahn zu fahren, sodass weder Auto- noch Busfahrer auf die Idee kommen, hier Radfahrer illegal – also mit zu geringem Seitenabstand - zu überholen. "Wenn den Auto- und Busfahrern nicht unmissverständlich klar gemacht wird, dass sie Radfahrer hier keinesfalls überholen dürfen, wird es zu gefährlichen Situationen kommen" so die besorgte Meinung von ADFC-Vorstandsmitglied Sarah Swift. Damit scheinen die Radfahrer wohl als „menschliche Verkehrsberuhigung“ herhalten zu müssen. Wie ungeduldige Autofahrer und unsichere Radfahrer mit dieser Situation umgehen werden, bleibt abzuwarten.

Noch schlimmer und überaus enttäuschend ist es für den ADFC allerdings, dass es in Gegenrichtung weiterhin bei dem mit 1,25m nach heutigen Regelwerken viel zu schmalen Radweg alles beim Alten bleiben soll. Anscheinend hatte die Stadtverwaltung hier mal wieder nicht den Mut, eine fahrradfreundlichere Lösung durchzusetzen. Es ist schon heute nicht möglich, das hohe Radverkehrsaufkommen in der Langen Straße auf diesem Weg vernünftig abzuwickeln. "Wenn noch mehr Menschen zum Umsteigen auf das Fahrrad bewegt werden sollen, benötigen wir gerade hier eine ausreichend breite Radverkehrsführung, die das Radfahren wirklich attraktiv macht. Stattdessen werden sich Radfahrer auch in Zukunft mit Fußgängern, Lieferverkehr und parkenden Autos herumärgern müssen. Obwohl gerade diese Konflikte im Sitzungsvortrag genauso beschrieben wurden, wird sich hier wohl leider nichts ändern. Wieder einmal scheinen ein paar Kfz-Kurzzeitparkplätze wichtiger zu sein, als eine zeitgemäße Radverkehrsanlage." kritisiert ADFC-Vorstandsmitglied Elke Pappenscheller diese fahrradunfreundliche Planung.

An der gesamten Planung wurde der ADFC im Vorfeld wieder einmal nicht beteiligt, sondern nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Nach Meinung des ADFC hätte die Stadtverwaltung in den erst vor wenigen Wochen stattfindenden Sitzungen des Fahrradforums bzw. der Arbeitsgruppe Radverkehr die Planungen vorstellen und diskutieren müssen. So fragen sich die Aktiven des ADFC schon, wofür diese Gremien überhaupt existieren, wenn sie bei so elementaren Themen nicht mit einbezogen werden.

Somit ist der Beschluss des Umweltsenats ein schaler Kompromiss, der wohl zum alleinigen Ziel hat, die Fußgänger-Aufenthaltsqualität in der Langen Straße zu erhöhen. Diese kann aus Sicht des ADFC allerdings nur durch eine wesentliche Verringerung des Autoverkehrs - sowohl des fließenden als auch des ruhenden - erfolgen. Und leider scheint den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auch der Mut zu fehlen, den gesamten Straßenraum so umzugestalten, dass für den Radverkehr ein komfortables Durchfahren der Langen Straße in beide Richtungen ermöglicht wird. Damit vergeben die städtischen Verantwortlichen wieder einmal eine gute Chance, mehr Menschen zum Umsteigen vom PKW auf das Fahrrad zu bewegen.

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